Die Boni am Jahresende sind nicht nur bei uns bekannt und haben in den letzten Jahren immer wieder für Diskussionen gesorgt. Auch in China liebäugelt man zurzeit am Jahresende des chinesischen Mondkalenders mit den Boni, die auf eine lange Geschichte zurückblicken lassen.
Schon in der Aufzeichnung Hànguānyì 汉官仪 (Beamtenbräuche der Han-Zeit), das gegen Ende der Östlichen Han-Zeit (25–220) von Ying Shao 应邵 (ca. 153–196) verfasst wurde, steht wie viel den verschiedenen Beamten des Kaisers am Jahresende an Boni zustand. Nur nannte man es damals nicht Bonus, sondern làcì 腊赐 (Gabe im zwölften Monat des Mondkalenders). Dazu gehörten neben Geld- auch Nahrungsmittel, wie z.B. Rindfleisch und Getreide. Die ranghöchsten Beamten und Generäle des Kaisers erhielten umgerechnet auf die heutige Währung je ungefähr 100’000 RMB 人民币 (oder 元) Boni, während ihr Jahresgehalt bei etwa 7000 RMB lag. Bis zur Nördlichen Song-Zeit (960–1127) hatte sich der Brauch aber umgekehrt: die Angestellten des Kaisers erhielten einen hohen Lohn, aber einen kleinen Bonus, der für die ranghohen wie rangtieferen Beamten derselbe war. Sie bekamen je fünf Schafe, eine gewisse Menge Mehl, Reis und Reiswein.
Rückblickend zeigt die Geschichte ein sehr heterogenes Bild des Belohnungssystems. Sicher ist aber, dass es sich bis heute erhalten hat und es keinen Arbeitnehmer kalt lässt. So wird momentan auf dem Internet auch emsig darüber diskutiert. Für einige kann der Bonus gar ausschlaggebend sein für einen Stellenwechsel. Eine repräsentative Statistik zur Höhe der Boni findet man aber nicht. Dafür zirkulieren viele kleine Umfragen mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Dies verwundert aber kaum, wenn man die verschiedenen Berichte über die Boni liest: Einige erhalten einen BMW, während andere Gutscheine, ein Essen oder nur ein Glückslos bekommen. Wieder eine andere Firma schenkt den Arbeitnehmern eine Woche länger Ferien über das Frühlingsfest. Das skurrilste Geschenk einer Firma, das ich bis jetzt gelesen habe, ist aber ein Sarg. Der Sarg auf Standardchinesisch lautet nämlich guāncai 棺材 und die letzte Silbe des Wortes ist gleich lautend wie das Wort cái 财, das man sich jeweils für das neue Jahr wünscht und Reichtum bedeutet. Ja, man kann das Geschenk nun als besonders originell oder auch nur absonderlich makaber für das neue Jahr sehen… Jedenfalls werden gelungenere originelle Geschenke, Ferientage oder Geld bei den Arbeitnehmern sehr geschätzt. Und die beste Chance auf einen saftigen Bonus haben jene, die eine gute Leistung im Jahr gezeigt haben und zudem bei einer erfolgreichen Firma arbeiten.