Zeichen der Auflockerung der Ein-Kind-Politik


Seit heute ist es offiziell, dass der chinesische Staatsrat umorganisiert wird. Statt 27 wird es künftig 25 Ministerien geben. Allgemein soll die Regierungsarbeit durch die Änderungen effizienter gemacht werden. Das Gesundheitsministerium wird z.B. neu mit der Familienplanungsbehörde zusammengelegt werden. Die Zusammenlegung scheint sinnvoll zu sein, da ihre Arbeit sich teilweise überschneidet. Viele Beobachter betrachten diese Fusion aber auch als Zeichen der Schwächung der Familienplanungsbehörde, welche sich beständig gegen eine Lockerung der Ein-Kind-Politik stellt. So entflammt bei vielen wieder die Hoffnung, dass das Ende der Ein-Kind-Politik naht. Tatsächlich lauft zur Zeit in Jilin, Liaoning, Jiangsu, Anhui, Fujian, Tianjin, Shanghai und anderen Gegenden bereits ein Pilotprojekt, das Dorfpaare erlauben ein zweites Kind zu haben, wenn der eine Ehepartner davon ein Einzelkind ist. Bei diesem Pilotprojekt will man herausfinden, wie sich diese Lockerung konkret auf die Arbeitssituation und Umgebung auswirkt und welche Vorkehrungen dabei zu treffen sind. Danach könnte diese Lockerung schrittweise auch für die Stadtbevölkerung eingeführt werden. Mehr zur Lockerung der Ein-Kind-Politik verrät die Regierung aber nicht, da sie die Ergebnisse dieses Pilotprojekts abwarten wollen.

Seit über zehn Jahren wird die Lockerung oder gar Abschaffung der Ein-Kind-Politik immer wieder diskutiert, da die chinesische Bevölkerung zunehmend älter wird und der Nachwuchs an Arbeitskräften stetig sinkt. Nach einer Erhebung im Jahre 2011 lag die Geburtenrate in China nur bei 1.04. Diese Geburtenrate ist weit unter der Grenze von 2.1, welche längerfristig für die Stabilität eines Landes allgemein errechnet wurde. Wenn China seine Familienpolitik nicht bald ändert, wäre in knapp vierzig Jahren jeder dritte Chinese über sechzig Jahre alt.

Ende 2011 hat die Regierung bereits eine stärkere Lockerung zugelassen, indem sie landesweit allen Paaren, dessen Ehepartner beide Einzelkinder sind, zwei Kinder erlaubt. Diese Massnahme wie auch das laufende Pilotprojekt werden aber nicht ausreichen, um die Zukunftssituation der Überalterung merklich zu verbessern. Diese überaus vorsichtige Vorgehensweise zeigt aber auch, dass diese Aufgabe wesentlich komplexer und schwieriger ist, als die nackten Fakten sie zu darstellen vermögen.