Die Reiselust der Chinesen


Diese Woche teilte die Welttourismusorganisation (UNWTO) den neuen Ausgabenweltmeister auf Reisen mit: China hat im vergangenen Jahr die lange Zeit führenden Länder Amerika und Deutschland an der Spitze abgelöst. Letztes Jahr haben chinesische Touristen im Ausland 102 Milliarden US-Dollar ausgegeben. Das sind vierzig Prozent mehr als im Jahr 2011. Über die letzten zehn Jahre hat China den weltweit am schnellsten wachsenden internationalen Tourismusmarkt. Dies verdankt es der zunehmenden Urbanisierung, steigenden Löhnen und gelockerten Reisebedingungen. Von 2000 bis 2012 ist die Anzahl der ins Ausland reisenden chinesischen Touristen von 10 auf 83 Millionen gestiegen.

Will ein Land eine erfolgreiche Tourismusdestination für China sein, muss dort die Hotellerie, Reiseunternehmen, Restaurants und gar Taxifahrer Kenntnisse über die Essensgewohnheiten der Chinesen, ihrer Kultur und Sprache verfügen – dies laut Tourismusbeamten von beliebten Destinationen wie Hongkong, Taiwan und den Malediven.

Einer online Erhebung von Mafengwo* zufolge, werden die zehn Ausland-Topdestination der Chinesen im Jahr 2013 die Malediven, gefolgt von Thailand, Griechenland, Frankreich, Australien, Neuseeland, Italien, Nepal, Japan und die Türkei sein. Betrachtet man diese zehn Reiseziele, so fällt auf, dass sie mit Ausnahme von Nepal alle am Meer liegen und die zwei begehrtesten Destination zudem besonders leichte Einreisebedingungen für Chinesen haben: für die Malediven brauchen chinesische Touristen kein Visum zu beantragen und in Thailand ist das Verfahren vereinfacht.

Zu den zehn Inland-Topdestinationen steht zuoberst Tibet, dann Taiwan, Yunnan, Lijiang, Jiuzhaigou, Xinjiang, Hongkong, Sanya, Gulangyu und Chengdu. Diese Regionen und Orte liegen entweder am äussersten Rande Chinas, am Meer, oder locken mit Bergen und sonst berühmten Naturlandschaften.

Auch wenn der Binnentourismus in China nicht so markant ansteigt wie der ausländische, so ist er in den letzten Jahren doch höher gestiegen als das jährliche Bruttoinlandprodukt, nämlich um zehn Prozent. Im Jahre 2012 betrug die Zahl der Reisen in China 2,9 Milliarden. Bis 2015 schätzt man die Zahl der Ausflüge im Inland auf über 3,3 Milliarden. Auf die ganze Bevölkerung gerechnet, würde jede Person somit bald gut zweimal im Jahr reisen.

*Mafengwo 蚂蜂窝, übersetzt das Ameisen-Bienennest, ist ein online Reiseforum. Es wurde im Jahre 2006 in Beijing gegründet. Darauf können alle Mitglieder ihre persönlichen Reiseberichte mit Bildern hinaufladen und mit den anderen teilen. Mittlerweile sind darauf über 95 Prozent der beliebtesten Reisedestinationen der Welt vertreten. Das Forum zählt derzeit über sechs Millionen eingetragene Nutzer. Die online Befragung über die voraussichtlichen Topdestinationen 2013 wurde in der ersten Märzhälfte dieses Jahres erhoben. Über 25’000 Personen im unterschiedlichen Alter aus 120 Ortschaften haben dabei teilgenommen.

Wenn man nun neugierig ist, wie die Schweiz von den chinesischen Touristen wahrgenommen wird, kann man selbst auf www.mafengwo.cn gehen und in den Berichten stöbern.