Nicht nur steigen die Preise von Luxusgütern bis zu einfachen Lebensmitteln in China, auch der Brautpreis schnellt in die Höhe. In den siebziger Jahren war die Basis für den Brautpreis noch ein Fahrrad, eine Nähmaschine, ein Radio und eine Armbanduhr. Diese vier Dinge nannte man abgekürzt einfach Die Grossen Vier (四大件). In den Achtzigern gehörten zu den Grossen Vier ein Fernseher, ein Kühlschrank, eine Waschmaschine und ein Ventilator. In den Neunzigern kam nur leichte technische Anpassung hinzu: Beim Fernseher musste es ein Farbfernseher sein und anstatt auf einen Ventilator bestand man auf eine Klimaanlage. Seit dem Jahr 2000 ist man sich nicht mehr einig, welche vier Dinge zu den Grossen Vier gehören sollen. Sicher bevorzugt sind Haus, Auto und ein sicheres Einkommen des Bräutigams. In den Dörfern willigen aber viele Eltern erst in eine Heirat ihrer Tochter ein, wenn sie mit der Geldsumme einverstanden sind, die von Seite des zukünftigen Bräutigams ausgehändigt wird. Vor ein paar Jahren lag der Brautpreis in entfernten Dörfern im mittöstlichen Gansu beispielsweise noch zwischen Zwanzig- und Dreissigtausend RMB, nun ist er gegen Hunderttausend geklettert. Zählt man noch andere Kosten hinzu, welche bei einer Heirat anfallen, wie z.B. das Hochzeitsbankett, so kommt man schnell auf einen Betrag von Zweihunderttausend. Bedenkt man, dass das Pro-Kopf-Einkommen im Jahr bei den armen Dorffamilien bei Zwei- bis Dreitausend RMB liegt, ist diese finanzielle Last kaum zu bewältigen. Nicht wenige Eltern aus Dörfern nehmen dafür aber bereitwillig einen Kredit auf und stehen dann nach dem grossen Tag des Sohns im finanziellen Ruin. Nicht wenige dieser Väter über fünfzig Jahren müssen später in der Stadt nach einer Arbeit suchen, um den aufgenommenen Kredit abzubezahlen. So versuchen immer mehr Eltern ihre Söhne auch zu ermutigen eine Frau von einem anderen Ort zu suchen, in welcher der Brautpreis nicht im Zentrum der Verhandlung steht um dieses mögliche Fiasko zu entkommen.
Im 1934 wurde eigentlich zum ersten Mal ein Gesetz erlassen, welches den Brautpreis verbot. Im chinesischen Heiratsgesetz von 1950 und 1980 wie auch dessen Revidierung im Jahre 2001 steht zwar kein explizites Verbot für den Brautpreis, jedoch ist ein Handel mit Heirat nicht erlaubt. Dennoch ist der Brautpreis bis heute verbreitet, allen voran in ländlichen Gebieten, welcher letztlich viele bereits arme Familien vollständig in den finanziellen Ruin treiben und manche Eltern mit Töchtern zu Reichtum verhelfen. Eine Besserung dieser Situation ist nicht in Sicht. Auch werden immer mehr Streitigkeiten über den Brautpreis vor Gericht ausgetragen und zahlreiche unschöne Geschichten darüber gelangen wöchentlich über diesen Weg an die Öffentlichkeit.