Das Schriftzeichen zhái 宅 bedeutet Haus oder Wohnung und ist in den letzten Jahren zu einem Modewort geworden. Wird es mit dem Schriftzeichen für Mann 男 zu zháinán 宅男 kombiniert, so steht der Begriff gängig für Männer, die wenig kontaktfreudig sind und am liebsten den ganzen Tag nicht aus der Wohnung gehen. Das Wort wurde erst in den letzten Jahren geläufig und im Jahre 2010 ins Grosse Chinesisch-Wörterbuch 汉语大词典 aufgenommen. Diese Art von Menschen beschränkt sich aber nicht nur auf die Eigenschaften männlich und erwachsen. Sie kann auch Frauen oder Kinder betreffen. Die ersteren bezeichnet man dann als zháinǚ 宅女 und die letzteren als zháitóng 宅童. Während die Erwachsenen dieser Gruppe als cool bis seltsam wahrgenommen werden, werden die „Hauskinder“ allerdings als problematisch betrachtet, da sie meist egozentrisch sind und gewohnt sind, das machen zu dürfen, was sie wollen. In der Schule haben sie oft Schwierigkeiten mit den Mitschülern oder wissen gar nicht, wie sie mit den anderen umzugehen haben.
Um herauszufinden, ob das eigene Kind eine Tendenz zum „Hauskind“ hat, gibt es verschiedene Anzeichen, welche die Eltern alarmieren sollten, nämlich:
– wenn sie zu Hause sind, verbringen sie ihre Zeit am liebsten vor dem Computer und haben stets das Gefühl, dass die Zeit dafür zu kurz ist
– neben den elektronischen Geräten haben sie praktisch keine anderen Hobbies
– wenn sie während dem Computerspiels gestört werden, werden sie wütend
– sie nehmen nicht gern teil an soziale Aktivitäten
– beenden ihre Hausaufgaben nicht, schwänzen die Schule und gehen gar in Internetbars um zu spielen
– können gar mitten in der Nacht aufstehen um aufs Internet zu gehen
Anlässlich des gestrigen internationalen Tag des Kindes haben die Beijing Times und Phoenix New Media eine Umfrage lanciert, um die soziale Situation der heutigen Kinder zu erfassen. Befragt wurden 8070 Eltern mit Kindern von 2 bis 14 Jahren. Davon sind knapp 30 Prozent der Kinder bis 7 jährig und gut 70 Prozent älter. Die grösste Gruppe machten die 10 bis 14 jährigen aus mit 52 Prozent. Ein Ergebnis der Erhebung war, dass knapp über 60 Prozent der Kinder täglich weniger als eine Stunde ihrer Zeit ausserhalb des Hauses verbringen und gut 32 Prozent 1 bis 3 Stunden täglich vor dem Fernseher oder vor anderen elektronischen Geräten wie Computer sitzen. Knapp 17 Prozent verbringen gar über 3 Stunden am Tag damit. Auf die Frage, ob die Eltern ihr Kind erlauben bei den Freunden der Eltern oder bei den Freunden ihrer Kinder Zeit zu verbringen, antworten nur knapp die Hälfte mit einem „Ja, gelegentlich, aber nicht lange und auch nicht oft“. Gut 30 Prozent der Eltern erlauben es ihren Kindern nicht. Das Resultat der Umfrage lässt vermuten, dass die Mehrheit der Eltern ihre Kinder unbewusst zu „Hauskinder“ erziehen. Fachleute schreiben diese Problematik der vielen „Hauskinder“ der Ein-Kind-Politik, dem wachsenden Wohlstand und dem gesellschaftlichen Druck auf Erfolg wie auch dem hektischen Leben zu.