Der Konsum von ausländischem Rotwein ist in den letzten Jahren in China stark gestiegen. Man findet ihn auch immer öfter an Hochzeitsbanketten und bei Essen mit Freunden. Sogar als Geschenk am vergangenen Drachenbootfest war er gern gesehen, neben den gewöhnlichen Geschenkkarten und traditionellen Klebreispyramiden 粽子. Man schätzt, dass China in den nächsten fünf Jahren die USA als weltgrössten Markt für den Weinkonsum ablösen wird.
Der ausländische Wein wird von Jahr zu Jahr günstiger und ist mittlerweile zum harten Konkurrenten des heimischen Weins geworden. Viele chinesische Weinproduzenten sind letztes Jahr in die Verlustzone geraten. Gemäss der Zollbehörde wurde in China in den letzten zwei Monate gesamthaft über 79 Millionen Liter Wein importiert. Das ist fast ein Viertel mehr als im letzten Jahr zur selben Zeit. Gleichzeitig ist der Preis gegenüber dem Vorjahr um gut 10 Prozent gesunken und beträgt durchschnittlich noch 5.6 US-Dollar pro Liter. Gegen 60 Prozent der importierten Weine stammen aus der EU und darunter 40 Prozent aus Frankreich. Die Gründe für die immer tieferen Preise des Importweins sind die sinkende Nachfrage in den weinproduzierenden Ländern der EU, die Überproduktion und staatliche Subventionen.
Seit das chinesische Handelsministerium diesen Monat verkündet hat, den Weinimport aus der EU auf Preisdumping und Subventionen zu untersuchen, sorgen sich nicht nur die Weinproduzenten der EU um ihren Absatz. Viele Chinesen befürchten einen Preisanstieg des ausländischen Weines und beginnen jetzt schon mit dem Horten: Beim grössten Onlinehändler für Importwein in China, Wine Nice 酒美网, beispielsweise stieg der Absatz innerhalb von zwei Tagen nach der offiziellen Verkündung des Handelsministeriums bereits um einen Viertel. Insider gehen aber nicht davon aus, dass der Preis des Rotweins allgemein steigen wird, sondern, dass danach vermehrt Weine aus anderen Ländern wie Chile, Argentinien oder Australien importiert werden. Ein Strafzoll auf Weine aus der EU würde somit die heimischen Weinproduzenten auf dem Markt nicht konkurrenzfähiger machen. Vielmehr müssten diese Wege finden, ihren Wein günstiger zu produzieren oder an ihrer Qualität und Marke zu arbeiten.