China importiert schon seit über 16 Jahren genmanipuliertes Soja aus dem Ausland. Letztes Jahr wurden über 58 Millionen Tonnen davon importiert, das ist 200 Mal mehr als Mitte der Neunziger Jahre als die Einfuhr des Gen-Sojas ihren Anfang nahm. Momentan produziert China jährlich 13 bis 14 Millionen Tonnen selbst, benötigt aber über 70 Millionen Tonnen im Jahr um den Eigenbedarf abdecken zu können. Diese Menge an Soja kann es aber mit seiner ohnehin schon knappen Landwirtschaftsnutzfläche gar nicht abdecken. Dennoch war die Empörung und Angst im Lande gross als in diesem Monat bekannt wurde, dass an drei neue genmanipulierte Sojabohnenarten aus dem Ausland die Sicherheitslizenz für die Einfuhr vom Landwirtschaftsministerium erteilt wurden. Laut einer Online-Umfrage auf Tencent 腾讯 mit 90’000 Teilnehmern waren gar 93 Prozent gegen diese neuen Sicherheitslizenzen. Nun fragt man sich, woher die klare Ablehnung des Gen-Sojas kommt, wo doch der Import sich jährlich erhöht und über 90 Prozent des heutigen Sojaspeiseöls in China aus genmanipuliertem Soja des Auslands stammt. Der Grund liegt darin, dass sich viele dieser Tatsachen vorher nicht bewusst waren und das Landwirtschaftsministerium es bisher nicht für nötig hielt die Öffentlichkeit über ihre Arbeit und Prüfung zu informieren. Selbst über die neuen Sicherheitslizenzen haben die chinesischen Medien zuerst vom Ausland erfahren. Erst auf Anfrage hat das Landwirtschaftsministerium die drei neuen Gen-Sojasorten nach einer Woche des Schweigens öffentlich bestätigt. Mittlerweile übernehmen die Medien die Aufklärungsarbeit und immer mehr Informationen zu Gen-Soja werden über die Nachrichtenportale verteilt.
Die Abteilung für Lebensmitteltechnologie der chinesischen Agraruniversität hat beispielsweise 17 Sojaprodukte untersucht, darunter Tofu, Sojamilch, -sauce und -öl. 13 Produkte enthielten dabei einen Anteil an genmanipulierter Soja und machten gesamthaft 76.5 Prozent der kontrollierten Produkte aus. In China ist es heute wohl schwierig Sojaprodukte zu erkennen, die keinen Anteil an Gen-Soja haben, obwohl das Land selbst bisher nur nicht genmanipuliertes Soja anbauen. Die Tatsache, dass zurzeit zum Beispiel Sojaspeiseöl aus genmanipulierten und nicht genmanipulierten Soja zum gleichen Preis abgesetzt wird, zeigt, dass das Bewusstsein für diesen Unterschied bei den Konsumenten noch erarbeitet werden muss. Man kann bisher zwar die Folgen von genmanipulierten Pflanzen für den Menschen noch nicht genau abschätzen, dennoch weist die klare Ablehnung der oben erwähnten Online-Umfrage daraufhin, dass das Wort „genmanipuliert“ bei vielen Panik auslöst und künftig mehr Kommunikation und Deklaration solche Ängste verhindern könnten. Der bessere Informationsfluss kann schliesslich auch dazu führen, dass der Wert des heimischen Sojas steigt und der Sojaanbau für die Bauern wieder attraktiver wird. Momentan besteht der Trend bei vielen Landwirten nämlich auf Mais-, Reis- oder Weizenanbau umzustellen, da dort die Rendite höher ist.