Passend zu der Zeit des Qingming berichte ich dieses Mal über die erhaltenen Verstorbenen. Im letzten Dezember hat man in Taizhou 泰州 in der Provinz Jiangsu bei einem Bauprojekt 17 Ming-zeitliche Gräber eines Familienklans gefunden. Davon sind zwei Verstorbene durch eine besondere Bestattung aussergewöhnlich gut erhalten geblieben. Diese wurden im Januar dieses Jahres nach Nanjing transportiert, wo sie derzeit in einem Labor untersucht werden. Anhand der Grabinschrift kann man bereits feststellen, dass die beiden in einem Onkel-Schwägerin-Verhältnis standen. Die Schwägerin mit dem Nachnamen Zhang starb im Jahre 1509 im Alter von 75 Jahren. Der Mann namens He Song 何嵩 wurde nur 56 Jahre alt und starb 25 Jahre früher.
Der Leichnam der Frau wurde in einen inneren und äusseren Sarg gelegt. Über dem äusseren Sarg befand sich eine zähflussige Masse. Darüber wurden Ziegelsteine gelegt und ganz aussen war nochmals eine zähflüssige Masse zu finden. Die fünf Schichten waren so fest, dass man das Grab gar mit einer Schneidemaschine öffnen musste. Der Leichnam selbst wurde wie aussen auch in fünf Schichten eingekleidet. Von ihrem Leichnam blieb jedoch nur das Skelett übrig trotz der äusserst soliden und dichten Bestattung. Der Mann wurde hingegen nur in drei äusseren und inneren Schichten verpackt, war aber entgegen den Erwartungen äusserst gut erhalten. Seine Haut war trotz der dunkel gewordenen Farbe noch elastisch, alle Finger – und Fussnägel waren erhalten. Selbst sein Bart und die Augenbrauen waren noch dort wo sie sein sollten. Verblüffend ist auch, dass seine inneren Organe unversehrt blieben.
In der Gegend von Taizhou wurden bisher die meisten gut erhaltenen Mumien gefunden. Sie stammen alle aus der mittleren bis späten Ming-Zeit. Der Grund für die gute Erhaltung sehen Fachkundige unter anderem an der damaligen lokalen Bestattungstradition: Man unterlegte den Leichnam mit einer dicken Baumwolldecke, Gräsern und Papier, welche eine starke Flüssigkeit und Öl aufsaugende Wirkung haben. Danach bewahrte man ihn in der kühlen und durchlüfteten Ahnenhalle für mehrere Monate bis Jahre auf. Dadurch wurde die Leiche bereits zur Mumie bevor sie bestattet wurde.
Weshalb der Leichnam der gefundenen Frau aber bereits zu Skelett wurde und der Mann noch unversehrt geblieben ist nach gut 500 Jahren, könnte auch zum Teil am Todeszeitpunkt der beiden liegen: Frau Zhang starb im späten Frühling während Herr He im Herbst verstarb. Gegen Sommer ist es warm und feucht und gegen Winter kühl und trocken. Aber das eigentliche Geheimnis der hervorragenden Konservierung von He Song hoffen die Wissenschaftler noch lüften zu können: In beiden Särgen fand man nämlich zwei verschiedene Flüssigkeiten. Bei der Frau ist es eine gelbe und beim Mann eine schwarze. Ob die Flüssigkeit den entscheidenden Unterschied gemacht hat, wird sich in den kommenden Untersuchungen klären.