Professionelle Bettler in China


Wenn man mal in China herumgereist ist, dann weiss man, dass die Bettler sich meist vor Tempelanlagen befinden oder an Orten, wo viele Menschen vorbei kommen. Einige erwecken Mitleid durch ihre optische Erscheinung, sei es Gebrechlichkeit oder körperliche Behinderung; andere tun das mit einem Zettel, welche ihre Notsituationen beschreiben. Diese Woche sorgte ein Bericht über einen alten Bettler in Peking für Aufsehen, der monatlich um die Zehntausend Yuan durch das Betteln verdient. Wer einen solchen Lohn in China erhält, zählt normalerweise zu den gut Verdienenden. Eine Lawine von Meinungen über die Bettler in China wurde damit ausgelöst.

Aber wie sieht das Leben eines Bettlers in China eigentlich aus?

Ein Journalist in Peking hat einen 62 jährigen Bettler mit einer leichten körperlichen Behinderung befragt. Von ihm erfährt man wie die Bettler organisiert sind. Er stammt aus der Provinz Henan und lebt seit 13 Jahren in Peking und klagt über die schwere Zeit, die für Bettler eingebrochen ist. Vor 10 Jahren bekam man noch leicht Hundert Yuan an einem Tag zusammen. Heute sind die Leute viel wachsamer und er erhält an einem schlechten Tag nur noch etwas über zehn Yuan. In Peking gibt es keine einheitliche Organisation der Bettler. Meist verbünden sich diejenigen aus demselben Provinz und haben dann oft auch eine ähnliche Betteltaktik. Solche aus seiner Heimat kommen eher in verlumpter Kleidung daher und singen das Lied Zhù nǐ píng’ān安 (Ich wünsche dir Frieden). Solche aus Anhui sind oft in Begleitung von Kindern und geben als Grund an, Schulgeld für das Kind zu sammeln. Andere Gruppen gaukeln auch Krankheiten vor oder erzählen, dass sie beraubt wurden.

Jede Gruppe hat auch einen Anführer, der sein Revier schützt, die Routen und Mitglieder bestimmt und bei Zänkereien vermittelt. Seine Gruppe besteht aus vier Männer und drei Frauen, die sich einen Haushalt teilen. Die meisten davon sind über 50 Jahre alt. Solche, die in Metros betteln, beginnen ihre Tätigkeit erst ab zehn Uhr und sind zu zweit unterwegs. Während der Stosszeit sind die Wagen nämlich meist zu voll und die Leute gereizt. Treffen sich jedoch Bettler zweier Gruppen in der gleichen Metro, so wechselt die eine automatisch den Wagen.

Weiter verrät er, dass man am meisten Almosen in der Nähe von Spitälern und Universitäten bekommt. Bettler, die ein hohes Einkommen haben, sind selten und wenn, dann Eigenständige, die nicht in der Gruppe arbeiten.