Geisterstädte in China


Geisterstadt
Geisterstadt

Wenn man an Geisterstädte denkt, dann stellt man sich oft Ortschaften mit verfallenen Gebäuden vor, die von ihren Bewohnern verlassen wurden. In China bekommt dieser Begriff aber eine neue Dimension: Denn Städte, welche in China als Geisterstädte (guǐchéng 鬼城) oder leere Städte (kōngchéng 空城) bezeichnet werden, wurden nicht von ihren Bewohnern aufgegeben, sondern enthalten viele neu gebauten Siedlungen, die aber keine Käufer finden und deshalb grösstenteils leer stehen. Während man in den Megastädten die Einwohnerzahl zu begrenzen versucht, haben wirtschaftlich weniger attraktive Städte Mühe ihre in den letzten Jahren aus dem Boden gestampften Siedlungen an den Mann zu bringen. Ein „Index der ‚Geisterstädte’ in China 2014“ wurde kürzlich veröffentlicht. An der Spitze der Liste der Geisterstädte steht Erlianhaote 二连浩特 (Innere Mongolei), gefolgt von den Städten Qinzhou 钦州 in Guangxi (Bild rechts) und Lhasa, der Hauptstadt des Tibets. Den momentanen Bautätigkeiten zufolge könnten in China bald bis zu 50 Geisterstädte entstehen. Das Ministerium für Wohnen und Bauen berechnet für eine Stadt pro Quadratkilometer neu bebautes Land nämlich Zehntausend Einwohner. So sollte eine Stadt mit beispielsweise 100 Quadratkilometern Fläche von einer Million Menschen bewohnt sein. Falls dort aber nur um 500 Tausend Menschen oder weniger leben, wird sie zu den Geisterstädten gezählt. Der Index weist auf ein schwerwiegendes Problem der Städteplanung in China hin, welches stark mit dem Druck der Beamten zusammenhängt, die versuchen Vorgaben der Zentralregierung zu erfüllen, um Wirtschaftswachstum zu halten. Dies führt zu schnellen Genehmigungen von grossen Bauprojekten welche den realen Bedarf der Ortschaft nicht berücksichtigen und letzten Endes gar eine Immobilienblase in China begünstigen.