Internetsprache im Visier


Das Staatsbüro für Presse, Druck, Radio, Film und Fernsehen in China hat diese Woche bekanntgegeben, dass sämtliche Radio-, Fernsehprogramme und Reklamen streng nach den Regeln und Normen der Standardsprache geschrieben werden sollen. Damit steht die Nutzung von Fremd- und vor allem Internetsprache in Frage.

Seit dem Aufkommen des Internets wurden unzählige neue Wörter und Ausdrücke in der virtuellen Welt erfunden. Wörter wie gěi lì 力 (grossartig), tuángòu 团购 (Gruppeneinkauf), léirén (ursprünglich vom Blitz getroffen, nun mit der neuen Bedeutung „schockieren“ besetzt) oder yún jìsuàn 计算 (Cloud Computing) wurden vor zwei Jahren bereits in den Modernchinesisch Wörterbuch aufgenommen. In der letzten Zeit tauchen aber auch immer wie mehr Imitationen von chinesischen Sprichwörtern auf. Die hochgeschätzten klassischen Sprichwörter, die praktisch mit Bildung und Kultur gleichgesetzt werden, werden nun also imitiert und ironisiert. Shí dòng rán jù 拒 beispielsweise ist das Kürzel von shífēn gǎndòng, ránhòu jùjué le tā拒绝他 also „sie ist absolut gerührt von ihm und hat ihn danach in die Wüste geschickt“. Dadurch, dass es auf vier Schriftzeichen gekürzt ist, sieht es von der Konstruktion her aus wie ein klassisches Sprichwort, aber erfährt man die Bedeutung, so muss man unweigerlich schmunzeln. Aber für solche Scherze ist die Behörde nicht aufgelegt, denn die Ankündigung hat explizit auch diese Art von Sprichwort-Imitationen als negatives Beispiel erwähnt. Wie weit dieses Verbot zu realisieren ist, ist fraglich, da Sprache stets in Wandlung und ein Spiegel der Gesellschaft ist.