Vom Tag der Singles zum Einkaufskarneval


Am 11. November ist Tag der Singles (Guānggùnjié 光棍节) in China. Der Tag soll in den 1990-er Jahren von chinesischen Studenten ins Leben gerufen worden sein, um ihr Singledasein zu zelebrieren. Der 11. 11. ist dabei bewusst ausgewählt worden, da dieses Datum vier einsamen Stöcken gleicht und der Begriff guānggùn also ‚einsamer Stock’ für Alleinstehende steht.

Von anfänglichen sich treffen um gemeinsam zu feiern, werden an diesem Tag nun auch Avancen gemacht und Events organisiert, um den Partner fürs Leben zu finden. Zudem heiraten immer mehr Paare an diesem symbolischen Tag, da die vier Einsen stellvertretend auch für yī xīn yī yì, yī shēng yī shì 一心一意、一生一世 ’ ein Herz, eine Seele, ein Jetzt und ein für immer’ stehen kann. Wie bei allen möglichen Arten von Feiertagen nutzen aber auch geschäftstüchtige Unternehmen die Gunst der Stunde und preisen schon Tage zuvor ihre Spezialangebote für diesen Tag an. Die Marketing-Strategie ging jedenfalls überraschend gut bei den Online-Händlern auf: Tmall (Tianmao 天猫), der zur Zeit erfolgreichste B2C-Plattform (Business to Consumer) in China beispielsweise, hat am diesjährigen 11.11. gut 13 Milliarden RMB Umsatz gemacht und Taobao knapp 6 Milliarden! Beide Firmen haben damit dreimal mehr Umsatz gemacht als am letztjährigen Tag der Singles. Zählt man den Umsatz dieser zwei Online-Unternehmen zusammen und müsste man an einer normalen Ladenkasse diese Geschäfte abwickeln, würde das 133 Tage dauern! Zwar haben die Online-Händler im Vorfeld bereits gesorgt, dass ihre Dienste an diesem Tag nicht kollabieren und vieles vorsichtshalber erweitert, nichts desto trotz kam es gelegentlich zu Abstürzen beim besagten Tag und Paketdienste mussten mehr als nur eine Extraschicht einlegen.

Der Tag ist derweil nicht mehr nur bekannt als der Tag der Alleinstehenden, sondern wird auch als der Einkaufskarneval (Gòuwù kuánghuānjié 购物狂欢节) bezeichnet. Auf Mikroblogs ist dieser Tag immer noch Diskussionsthema Nummer 1, und Fachkräfte versuchen das sonderbare Phänomen zu erklären: Waren die Marketingstrategen wirklich so genial oder steckt mehr hinter diesem Einkaufswahnsinn am Tag der vielen Einsen?

Interessant zu bemerken ist zudem, dass die Umsätze an jenem Tag in den konventionellen Läden nicht merklich gestiegen sind, auch wenn einige gleich mit Sonderangeboten gelockt haben.

China bald als der grösste Online-Markt der Welt

Der Online-Handel in China macht einen Teil von 4,2% des Gesamteinzelhandels aus. Das sind 0,4% weniger als in Amerika. Die Zunahme des Online-Handels in China liegt etwa bei 65%, während es in Amerika im letzten Jahr 16% waren. Man schätzt, dass China innerhalb der nächsten zwei Jahre Amerika als den grössten Online-Markt der Welt ablösen wird. China hat jetzt bereits mit 538 Millionen weltweit am meisten Internetnutzer und mit 193 Millionen die meisten Online-Konsumenten.